HI,
Bist Du noch in der Materie drin?
Mein JCW schlägt laut BDA entweder BMW Longlife-12 oder BMW Longlife 17-FE+ vor. Ich sehe allerdings nicht, welche Unterschiede es gibt. Ist ein 2023 Benziner.
Der Cooper JCW soll demnächst auf die Rennstrecke und wird auch sonst hauptsächlich auf Strecken oberhalb von 100km bewegt.
Welches Motoröl von den beiden sollte ich nehmen und warum?
Danke.
Alles anzeigen
Ja klar. Und so ganz glücklich war ich mit den ganzen Ölen bis dato nicht (vom guten Gewissen her).
Aber - es hat sich etwas entscheidendes getan.
Lass mich "kurz" ausholen:
Die modernen DI's, gerade wenn mit der Literleistung über ~120PS, sind ja Heissläufer, sollen zugleich neuere Euro6 Emissionen einhalten UND quasi nichts verbrauchen. Das geht irgendwie nicht zusammen. Und sorgt bei downgesize'den (lol) Motoren (die ganzen 1 - 1,2 Liter mit Turbo, wie bei VW/Ford usw.), oder knackigeren/hochgezüchteten (wie im JCW) für LSPI.
Was das? Niedrige Drehzahl, kalt bzw. gerade im Aufwärmen, viele Krafstofftröpfchen an der Zylinderwand, Ablagerungen im Brennraum durch Öl, und man gibt Stoff (sprich hoher Druck + lokal hohe Temperatur) --> bumm.
Die Rückstände im Brennraum (durch Öl) + überschüssiger Sprit führen zur Selbstentzündung während der Kolben noch hochgeht (also wie Klopfen, nur eben durch diese genannten Faktoren, den Zielkonflikt, und die nötige Konstruktion erzeugt, nicht durch Sprit selbst wie beim Klopfen). Die Folge: Ringstegbruch am Kolben (und evtl. verbogene Pleuelstangen).
Passiert natürlich nicht von heute auf morgen, aber bei "nur Kurzstrecke" oder "getunt" garantiert vor 100.000km.
Schuld daran: im Grunde die Politik - durch ständige, noch bessere, noch irrwitzigere Abgasnormen.
Und es gibt noch andere Baustellen bei unseren modernen DI Benzinern: Ölverdünnung durch Spriteintrag - kein Thema wenn man viel Langstrecke fährt, aber ein Thema bei viel Kurzstrecke, der zu extremem Verschleiß/kaputten Ketten/Vanos usw. führt.
Schlechter Ölzustand nach relativ kurzer Zeit, weil das Öl so hoch belastet wird - und dazu obendrauf schön lange Ölwechselintervalle und Fantasiezahlen, die für einen Controller/Buchmacher/Pressefuzi gut sind, damit der andere Fuzzi der für die Beschaffung von Dienstflotten zuständig ist und in irgendeinem Excel Vergleiche rechnet, eher zuschlägt - nicht aber für den Motor.
Das Dilemma: wenn immer mehr (nicht technikkundige Menschen) mit ihren modernen Autos lange vor 100.000km massive Probleme/Motorschäden haben, ist es kein Wunder dass a) die alte "früher war alles besser" Leier kommt und b) sich Leute abwenden und zu Alternativen blicken (alter Gebrauchter, Stromer, oder ein solider Hybrid von Toyota usw.)
BMW ist nicht blöd, die wissen um dieses Dilemma. Und alle anderen Hersteller auch. Und das schon länger.
Die Vorgaben (Euro 6d ISC, bald Euro 7) abwürgen - geht leider nicht.
Was tun? Öle entwickeln, die genau diese Probleme adressieren/diese unmöglichen Zielkonflikte vereinen, Schäden so gut es geht verhindern bzw. wieder eine halbwegs vernünftige Lebensdauer (wenn sie Otto Normal betreibt) ermöglichen.
Und das geschah, fast 7 Jahre lang.
Ergebnis: die neuen Öle mit API SP, und die zusammen mit BMW entwickelten BMW LL22FE++ und LL19FE Öle.
Erstere sind für aktuelle und kommende - Komfort/Spritspar-Motoren,
zweiteres das richtige für dich/uns, für stärkere Motoren mit garantierter LL04 Rückwärtskompatibiliät und hohen HTHS Werten.
Vor kurzem gab es dazu eine Presseaussendung:
Bei Ravenol gibt es eine schöne Erklärung zu LSPI und allem rundherum (bitte nicht von den Viskositäten irritieren lassen - alle neuen Motoren haben diese Probleme), wo sogar erstaunlich offen gesagt wird:
"...das Öl trägt im selben Maß zu dem Problem bei, wie der verwendete Krafstoff".
Was bleibt für dich nun unter'm Strich:
- Bitte nimm auf keinen Fall die angeführten LL12/14/17 Öle. Die sind explizit dafür gedacht, Sprit zu sparen. Mit abgesenkter HTHS (Hochtemperatur-Viskosität). Ergo etwas für moderate Motoren, moderate Fahrweisen und Familienkutschen. Es steht nur drinn weil OPF kompatibel - ist aber nur dann sinnvoll, wenn du mit dem JCW wie Mama zum einkaufen fährst. Sprich: es würde gehen. Aber in deinem Fall - nimm das bitte auf keinen Fall, besonders für deine angedachte Fahrweise.
- Nimm ein gutes LL04 (das geht für DPF, und auch OPF), oder eben noch besser: das neue LL19.
Ich habe das Ganze schon voriges Jahr mitbekommen, und mich schon mit dem neuen Castrol Edge 0W30 (mit API SP + LL19) eingedeckt, und bin seelig. Bereits 1x gewechselt - er fährt sich traumhaft. Weil alle Vorteile von 0W30 (weil der Motor für 0W konzipiert ist, schnellere Durchölung, weniger Widerstand ergo besseres Ansprechverhalten, spritsparend bei normaler Fahrweise), mehr Vorteile bzgl. Sauberkeit/Abgasnachbehandlung, mehr Schutz gegen LSPI und Ketten/Nocken/Vanos Verschleiß, und denselben Hochtemperaturschutz wie ein 40er Öl - ohne die Nachteile einer 40er Visko. Mein JCW (ohne OPF) hat auch LL01 angeführt - habe ich verwendet (und entsprechend früher gewechselt), aber für mich nun endgültig ein Ding der Vergangenheit. Aber nicht vergessen: ein LL01 5W40, damit sind ältere Motoren auch heute noch super bedient. Und für die ist ein LL19 kontraproduktiv! (weil die a) nicht diese Probleme haben und b) meist auch nicht wirklich für 0er Öle konzipiert sind).
- Habe etwas Geduld. Das ganze ist so neu....man findet dazu quasi nichts im Netz, und die neuen Öle nur mit der Lupe und wenn du weisst, wonach du suchst. Das wird noch etwas dauern. Bis beworben, bis bei allen Händlern breit verfügbar, bis das auch wirklich jede Werkstätte weiß, bis jeder Öl-konfigurator angepasst ist usw. usf.
- Egal was dir irgend jemand einreden (ergo dir etwas verkaufen) will: die Zeiten für quick wins sind vorbei. Oder die Zeiten, wo alles tatsächlich 100% derselbe Motor (nur gedrosselt und mit unterschiedlicher ECU) war - Geschenke gibt es anno 2024 höchstens vom Weihnachstmann. Oder mein oller Citroen Turbodiesel, der mit Chip völlig problemlos ~250.000km lief. Es gibt motorisch keine sinnvollen Reserven mehr, es ist alles kostenoptimiert/auf Kante gebaut/auch Abgastechnisch extrem komplex. Warum hat dein neuer JCW gefühlt wie tatsächlich weniger Power als mein 2018er JCW -> ebendrum, OPF, Abgasnorm, Rücknahme Leistung. Wenn dir irgendwas an dem Fzg. liegt (und du es langfristig behalten und problemlos fahren willst): Finger weg vom Tunen. Lass. es. Serie.
- Egal welches Öl - nimm ein tatsächlich, und für diesen neuen, extrem komplexen Motor (der vor allem anderen auf eine tip top Motorölsauberkeit angewiesen ist - im Gegensatz zu Motoren von vor 10 Jahren und älter, wo das echt nicht in dem Ausmaß wichtig war), passendes Wechselintervall. Ich persönlich wechsle selbst alle 7500km. Dir würde ich zu 5000km raten. Luftfilter und Kerzenintervall halbieren - auch kein Fehler. Alles einfach so, denn die "offiziellen" 30tkm/2 Jahreswechsel und generell Service mache ich sowieso immer bei BMW (dank 10Jahre/200tkm Care/Service Inklusive-Paket recht sorglos für mau).
Die....wundern sich übrigens jedesmal, weil sie beim Öffnen des Öleinfülldeckels jedesmal auf blitzblankes Metall ohne Laufspuren wie fabriksneu blicken, mit bestenfalls hell honigfarbenem Öl drauf - nach nunmehr 6 Jahren...