Es war einer jener kühlen Apriltage die Regen oder Sonnenschein, ja vielleicht sogar Schnee ins Land bringen.
Düstere Wolkenbänke zogen gen Westen und verschwanden eilig hinter dem Dach der Mini-Verkaufshalle auf die ich zuschritt.
Ich blickte beim Eintreten nach oben, sog die frische Frühlingsluft tief in meine Lungen ein und machte mich bereit
für die nun kommenden Verhandlungen. Ich war bestens präpariert.
Dort drinnen saß bereits seit dem frühen Morgen mein Ansprechpartner für den Neuwagenkauf und blätterte unruhig in diversen Unterlagen.
Wir hatten uns in den vergangenen Wochen schon etliche Male getroffen und gemeinsam die Konfiguration meines neuen Cooper Cabrio S ausgeklügelt,
heute aber sollte es zum endgültigen Abschluss des Vertrages kommen.
Bereits am Telefon hatte ich angekündigt, dass wir noch einiges bezüglich des Preises klären müssten und nur gemeinsam
„die Kuh vom Eis bringen“ können.
„Die Kuh vom Eis bringen“, dieser Satz lag wie eine verhängnisvolle Drohung zwischen ihm und mir,
als ich festen Schrittes sein Büro betrat - ein gläserner Kasten in dem er wie eine Spinne auf seine Beute zu lauern schien.
Eine Beute allerdings die ihm das Fürchten lehren sollte.
Schwungvoll ließ ich mich auf dem gefederten Stuhl gegenüber seines Schreibtisches nieder
und blickte mit ausdrucksloser Miene in seine Augen, dann zog ich das von mir mitgebrachte Kaufangebot
eines Internetportals aus der Tasche und ließ es geschmeidig auf den Tisch gleiten.
„24 Prozent auf den Listenpreis“ sagte ich und klopfte dabei heftig mit dem Zeigefinger auf das Stück Papier.
„Zudem kostenfreie Auslieferung bis an die Haustür und ein Rückgaberecht bis zu 3 Wochen bei Rückerstattung des vollen Kaufpreises.“
Mit diesen Worten ließ ich mich zufrieden zurück in den Stuhl sinken und wartete geduldig seine Reaktion ab.
Das grelle Neonlicht der Deckenbeleuchtung brach sich in den Schweißperlen die ihm mittlerweile auf die Stirn getreten waren
und sein linker Mundwinkel begann nervös zu zucken. Er blätterte fahrig kreuz und quer durch die von mir mitgebrachten Seiten
und roch nach Verzweiflung die süß war wie Honig und mich neu inspirierte.
Die zweite Angriffswelle konnte nun folgen.
Ich bombardierte ihn mit zahlreichen Fakten zur aktuellen Rabattvergabe bei den derzeitigen Schwierigkeiten der Automobilindustrie
und unterstrich mit Nachdruck wie schnell ich an tausend anderen Stellen ein sofortiges Angebot bekommen könne
das seines um Längen in den Schatten stellt. Das Werk war vollendet.
„Na gut“ krächzte es mit zittriger Stimme aus seinem Mund „ich gebe ihnen die gewünschten Prozente und auch noch einige
sehr teure Extras obendrauf, auch wenn mein Verkaufsleiter mich dafür hassen und mit sofortiger Wirkung entlassen wird,
aber ihre Argumente sind einfach wunderbar und nicht zu widerlegen.
Ich wachte auf!
Nur ein Traum - Ach wie schade..
Träume sind Schäume, süße Schäume, das Leben hingegen schmeckt wie saurer Essig und meine tatsächlich geführten Verhandlungen
waren sehr dezent und endeten bei 8,5 Prozent, also dort wo sie auch begannen.
Als kleines Extra gab es kostenlose Motorhauben-Streifen der Marke JCW und ein Service-Inclusive-Paket 3 Jahre/40.000 Km.
Das war es aber auch schon, was mir der Verkäufer sehr schnell, sehr freundlich aber auch sehr unmissverständlich zu verstehen gab.
Ich denke aber, dass die Rabatt-Situation eines gerade erst auf dem Markt erschienenen Modells und die hohen Verkaufszahlen
hier ihr übriges tun und dass es in der Tat nicht ausschließlich auf die herausgeschundenen Prozente beim Kauf ankommt,
sondern auch auf ein gutes Verhältnis zum Händler, der dann in später auftretenden Kulanzsituationen womöglich helfen kann.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein gutes Verhandlungsgeschick und nicht traurig sein,
wenn die 10-Prozent-Grenze nicht überwindbar sein sollte
Stefan