So, dann will ich mich mal an den Bricht über die Probefahrt Gestern verfassen.
Da ich rechtzeitig beim Händler war, der die Mopeds schon raus geschoben hatte, konnte ich die letzten Minuten des Wartens damit totschlagen, dass ich mir die Modelle einfach mal anschaue. Besonders die rote Speed Triple S, die ja extra für mich da stand wurde im Vorhinein unter die Lupe genommen.
So kommen wir zum ersten Kriterium. Die Optik:
Sehr sportlich steht sie da. Vor allem neben der Street Triple aber auch direkt neben der alten Speedy (war so im Showroom) sieht man, dass neben dem anderen Flyscreen die ganze Linie nach vorne hin niedriger ist als früher. Der 3-Zylinder fügt sich schmal in das gesamte Bild hinein, so dass man auf den ersten Blick gar nicht glauben mag, dass da eine Maschine mit über einem Liter vor einem steht. Das Rot ist recht hell und recht glanzlos. Im Gesamteindruck ein schönes Motorrad, dass für mich persönlich aber bei weitem nicht an die Monster heran kommt.
Also schnell den Papierkram erledigt, der erfreulich kurz ausfiel, weil ich von der Firebird-Fahrt im letzten Jahr bereits im System war. Schlüssel in die Hand und raus ans Bike. Die Einführung viel sehr kurz aus. Letztlich nur schnell erklärt wo alles ist und vor allem wie ich die Modes umstelle. Als Starteinstellung wurde Road gewählt.
Also rauf aufs Bike. Sitzgefühl:
Die Triumph hatte mich ja bei der Sitzprobe auf der BMT im Februar recht positiv gestimmt. Entweder lag es aber daran, dass damals die R und nicht die S vor mir stand, an der unterschiedlichen Kleidung oder einfach nur daran, dass sich so ein Gefühl in 5 Monaten doch recht ändern kann. Hüftwinkel und Position über dem Lenker sind Top, aber der Kniewinkel sofort spürbar recht spitz. Dazu hatte ich mit dem Leder um mich herum das Gefühl, dass ich doch recht eingeklemmt zwischen Tank und Soziusbank saß. Später auf der Fahrt machte sich der Kniewinkel trotz 1 1/2 Stunden tatsächlich nicht negativ bemerkbar. Interessanterweise hatte ich aber das Knie immer ein bisschen mehr gestreckt wodurch der Ganghebel fast nicht mehr auf dem Pad am Stiefel war. Die Fahrt hat aber trotzdem ein bisschen ihren Tribut gezollt. Das Popometer war nach gut 70 km wirklich spürbar. Auch die etwas eingezwängte Position auf der Sitzbank hat mir persönlich nicht ganz so gut gefallen. Ich arbeite gerne ein bisschen auf der Bank. Daneben muss man aber sagen, dass die Position an sich gut war und auch der Knieschluss mit 185 cm ziemlich optimal ausfiel. Neben der Optik aber wieder ein ganz persönlicher und negativer Punkt gegenüber der Monster.
Aber genug erst einmal mit den negativen Aspekten. Kommen wir zu den wichtigsten Aspekten eines Power-Naked und gehen wir zu dem Fahrgefühl über.
Motor und Mapping:
Der Motor ist wohl das größte Plus an der Speedy. Der 3-Zylinder schnurrt leicht brummig vor sich hin und vermittelt von der ersten Sekunde an ein sehr erhabenes Fahrgefühl ohne aufdringlich zu wirken. Vor allem ihm ist es zu verdanken, dass man sich auf der Maschine sofort wohl fühlt. Er zusammen mit dem extrem gut abgestimmten Mapping des Ride-by-Wire. Der Riadmodus ist eigentlich super für den Anfang. Gerade im Stadtverkehr echt gut. Nach nur 5 Minuten hatte ich aber schnell ein leicht enttäuschtes Gefühl. Habe einfach irgendwie mehr erwartet. Das war der Moment in dem ich von Road auf Sport geschaltet habe. Und plötzlich verändert sich alles… Allein das Klangbild wird SOFORT tiefer und grolliger. Auch die Gasannahme geht sofort ein bisschen härter an die Sache. Eins vorweg… Auf Road bin ich nur noch einmal ganz kurz zurück um die unterscheide zwischen allen Modes auszutesten.
Hier ein kurzer Absatz zum Mapping allgemein. Es gibt 5 Modi bei der großen Triple. Rain - Road - Sport - Track - Rider. Der letzte ist wohl ein voll einstellbarer Modus, mit dem ich mich aufgrund der kurzen Zeit jedoch nicht beschäftig habe. Auf einer einsamen Landstraße habe ich mich dann auch kurz mal mit den Modes beschäftigt. Mein Eindruck. Rain und Road haben vom Mapping keinen (fühlbaren) Unterschied. Da die Traktionskontolle und das ABS aber direkt an den Modes gekoppelt sind denke ich, dass genau hier der unterschied zwischen den beide sein wird. Wie oben schon geschrieben ist der größte Unterschied eindeutig zwischen Road und Sport zu spüren. Auch zum Track Modus hatte ich das subjektive Gefühl, dass sich noch einmal ein ganz kleines bisschen am Mapping gemacht hat. Grundsätzlich denke ich aber, dass auch hier der Unterscheid mehr im Bereich von Traktion und ABS der fall sein wird. Letzteres habe ich auch bei Bremsungen aus geringen Geschwindigkeiten (bis maximal 50 km/h) so gespürt.
Aber weiter geht es mit dem fahren… Im Sport- und Trackmodus hat mir die Maschine auf jeden Fall am besten gefallen. Unglaubliche Leistung in allen Lebenslagen. Der 1050 ccm Antrieb bietet mehr als genug Kraft in jedem Drehzahlbereich. Durch das gesamte Band hat man gefühlt annähernd gleich viel Druck auf dem Hinterreifen. Das Mapping ist dabei so fein abgestimmt, dass man jedoch auch hier in feinster weise überfordert ist. Am meisten beeindruckt hat mich die feine Dosierbarkeit am Gasgriff. Selbst im 1. Gang konnte man von unten raus im Track-Mode so fein dosieren, dass eigentlich kein Rucker oder Zucken durch die Maschinen ging. Ziemlich perfekt, was die Engländer hier gemacht haben. Mir tatsächlich fast zu perfekt.
Ich vergleiche es hier einmal mit meine JCW Probefahrt, da ich große Analogien sehe. Beide haben Druck ohne Ende mit einem gewaltigen Zoomeffekte. Objektiv gemessen machen sie beiden beim Beschleunigen in sehr kurzer Zeit viele viele Meter gut. Bei beiden hat mir aber der hieb Stock gefehlt, der mir einmal so richtig in den Rücken schlägt und mich vom Hocker reißt. Das viel beschriebenen aggressive Mapping des Yamaha Dreitöpfers hat mich da mehr angetan um ehrlich zu sein. Auch wenn der von der objektiv die 200 ccm nicht Leistungstechnisch nicht wett machen kann. Der V2 aus Italien hat mich hier aber am meisten überzeugt.
Grundsätzlich ist aber auch wohl der Motor und das Mapping der Grund, warum die Triumph bei den Alpen Masters dieses Jahr vor der Monster gelandet ist. Gerade in den Bergstraßen kann ich mir gut vorstellen, dass es mit der Perfektion der Speedy einfach einen Tick mehr Spaß macht. Ohne jegliche Leistungslöcher kann man einfach von der Spitzkehre bis zur lang gezogenen Talkurve alles zu jedem Zeitpunkt gut bewältigen.
Fahrwerk:
Zum Fahrwerk kann ich gar nicht all zu viel sagen, da ich es (genau wie bei allen anderen Bikes) in der Probefahrt sicher nicht bis zum äußersten vordere. Der Geradeauslauf war erstaunlich gut. gerade auf den kurzen Abschnitten auf der Bahn hatte ich wirklich keine Probleme. In den paar Kurven die es in Brandenburg gibt war die Maschine sehr agil und auch schlechte Straßen hat sie mit Bravur genommen. Hierfür ist die gesamte Abstimmung jedoch vielleicht doch etwas zu hart. Aber sie ist nun einmal ein sportliches Bike und kein Cruiser. In größeren Schräglagen hatte ich so meine Probleme mit der Triumph. Zum einen muss man sie schon ein bisschen mehr drücken als die Monster oder auch die BMW, aber auch die Sitzposition könnte hier ein bisschen schuld sein. gerade bei der Autobahnauf- und -ausfahrten wäre ich gerne ein bisschen nach hinten gerutscht. Auf der Triumph ein schon ein bisschen mehr arbeiten und rein subjektiv kam ich auf der Monster in Kurven schneller zurecht. Wenn man den Fahrstil der Speed Triple jedoch annimmt, kann man mit dem Fahrwerk wohl viel anstellen.
Ein Tipp jedoch an alle Interessenten: Durch die sportliche Abstimmung des Bikes sind die Komponenten der R-Version auf jeden Fall eine Investition Wert. Sicher kann man hier noch viel mehr Spaß haben. Der Motor hat sich er noch Reserven, die mit der S-Version schneller aufgebracht sein könnten.
Bremsen:
Die Bremsen sind sehr kräftig und auf jeden Fall nicht unterdimensioniert. Für mich fehlt es ggf. ein bisschen an der Rückmeldung und vor allem als Zweifingerbremser hat man umersten drittel des Hebelweges doch ein bisschen zu wenig druck auf den Zangen. Wenn man jedoch beherzt zugreift, dann bleiben keine Wünsche offen.
Allroundfähigkeiten:
Jetzt kommen wir jedoch genau zu dem Punkt, weshalb die Triumph Speed Triple aus meiner Auswahl rausgeflogen ist. Viele Dinge kann die Speedy gut, einige sogar sehr gut. Auch die Alltagstauglichkeit würde ich sehr hoch einschätzen. Gerade in Stadtfahrten und kurzen Wochenendausfahren spielt sie alle ihre positiven Aspekte voll aus. Auch der Verbrauch geht voll in Ordnung. Bei der Probefahrt waren es auf 96 km ein BC Verbrauch von 6,1 l/100km. Getankt habe ich (ungefähr bis zur gleichen Füllmenge) 5,75 Liter, was ziemlich gut zum BC passt.
Was ich persönlich jedoch suche, ist eine Maschine die Neben dem Alltagsspaß auch mal für längere Touren zu gebrauchen ist (schließlich will ich ja mal @Arnoldo besuchen und/oder mich von ihm zu solchen genialen Alpentouren überreden lasse ). Das werde maximal 5 % meines Gebrauches sein, aber genau den will ich mir nicht nehmen lassen. Und hier ist die Speedy wohl leider falsch. Negativ fallen dabei vor allem der Kniewinkel und die eingezwängte Sitzposition aus. Auch die Gepäckmöglichkeiten sind schon eingeschränkter als bei manch anderem Konkurrent. Ein weiterer Negativpunkt ist neben der Fahrersitzbank aber auch der Sozius, der wirklich maximal als Notsitz zu bezeichnen ist. Kleinen Sitzfläche mit sehr harter Polsterung würde ich meiner Frau ungern mehr als 50 km antun. Das ist eher etwas um mal mit der Freundin in die Stadt zum Cocktail schlürfen zu fahren. Aber für gemeinsame Touren in Richtung Ostsee ist das gar nichts.
Gehen wir mit diesen Eindrücken flüssig in das Fazit über:
Vor allem durch den letzten Absatz fällt die Speed Triple S für mich weit hinter die Ducati Monster 1200 und auch die BMW R1200R zurück. Daneben sind vor allem noch die Optik und die Emotion Punkte, weshalb die Triumph aus dem Rennen um meine nächste Maschine raus fällt. So richtig gefunkt hat es auf der Fahrt zwischen uns beiden nämlich zu keinen Zeitpunkt.
Früher wäre der 3-Zylinder wohl für mich perfekt gewesen. Damals, als ich noch 4 Gebirge vor der Haustür hatte und mein Motorradleben aus maximal 3-4 stündigen Abstechern bestanden hat. Auch die Randbedingungen der Alpen Masters sind genau das richtige Terrain für die Engländerin. Schöne Eintagstouren mit schönen und abwechslungsreichen Kurven. Ich persönlich würde bei der Speedy für den Einsatzzweck wohl immer auf die R setzen, wodurch auch der Preisvorteil zur Monster, bei der ich die Leistung und Komponenten der S-Version zu keinem Zeitpunkt vermisst habe, auch nicht mehr wirklich gegeben ist.
Für mich reit sich der große Triple bei den Naked-Bikes derzeit hinter der Monster 1200 und der BMW R1200R ein (gegen die alle anderen Konkurrenten bei den Alpen Masters wohl schlechte Karten gehabt hätten). Beide haben für mich die größeren Allrounderfähigkeiten.
Für jeden Schönwetter-Wochenendfahrer: Schaut euch die Speed Triple auf jeden Fall genauer an. Am besten als R.
Wie es weiter geht:
Der Entschluss ist gefasst. Dieses Jahr werde ich auf jeden Fall noch versuchen mindestens 4 Power-Nakeds unter den Hintern zu bekommen:
- KTM Super Duke R
- Aprilia Tuono RR
- Yamaha MT-10
- BMW R1200R (die ich letztes Jahr ja „nur“ als RS Version getestet habe)
Auch die BMW S1000R wäre noch eine Option, aber da muss ich mal gucken wie so die Rückmeldung ist. Der Boxer bekommt bei mir aufgrund der Charakteristik und der Allroundfähigkeiten eher den Vorzug.
Dann reicht es aber auch erste einmal für den Bericht. Wenn ihr noch Fragen habe, immer raus damit.