An alle Motorradfahrer

  • Hmmm, ich habe da ja so einen Verdacht, @F55-WW14, welche Deine neue Liebe sein könnte, aber ich will mich (noch) 'mal zurück halten! ;)


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    Nun zu meinem


    TEIL II - Die Konkurrenz (Multistrada ENDURO)


    Steht man vor der neuen Multistrada ENDURO, denkt man erst einmal: "Wahnsinn, was für ein riesen Tank!" Das steigert sich dann noch, steht man hinter der Maschine. Dennoch sind die 30 (!) Liter (theor. Reichweite: 650 km!), die das Teil bunkert, mehr ins Design integriert, als z. B. bei der GS Adventure, bei der der Tank immer ein wenig untersetzt und sehr bullig, stiernackig wirkt. Die MSE trägt dies optisch mehr in die Breite, als in die Tiefe/Höhe und dem sportlichen Design der Bikes aus Borgo-Panigale verpflichtet, ist das Spritfass einfach stimmiger ins Gesamtdesign integriert. Bei der späteren Sitzprobe merkt man - selbst beim Knieschluss - nichts mehr davon. Der optische Gesamteindruck der MSE ist einfach genial und dies ist - bis auf den zur normalen MS weniger gelungenen Schalldämpfer - m. E. die schönste Reiseenduro, die der Markt zurzeit hergibt. Mein bisheriger OPTISCHER Favorit war immer noch die große Tiger Explorer, aber die MSE ist definitiv gelungener. Kann man sie, auf den ersten flüchtigen Blick, vielleicht noch mit einer normalen MS verwechseln, merkt das Auge dann aber schnell, das hier etwas anderes steht. Insbesondere in diesem "Nato-grau-grün" sieht das Teil einfach nur genial aus! :thumbup:


    Viele Teile sind optisch und funktional zur MS verändert worden: andere, breitere Sitzbank mit abgesteppten Nähten, andere Handprotektoren, der erwähnte Schalldämpfer, eben alles enduristisch angepasst, etc. Platz genommen, fallen erst einmal die andere Lenkergeometrie und -höhe auf: Die Klemmböcke sitzen auf 20mm Risern und der Lenker ist zusätzlich sicher auch noch mal 30mm höher. Diese Gesamterhöhung von 50mm (!) ist in Verbindung mit der "moderaten" Höhe der Serienbank (875mm) sitzend eher schlecht fahrbar, denn schon nach wenigen Kilometern schlafen einem die Arme ein wenig ein, was sich allerdings nach und nach durch den hohen Blutdruck :) wieder relativiert. Zusätzlich sorgt der hohe Lenker für einen "unkommoden" Handgelenks-Winkel an den Hebeleien. Man fühlt sich ein wenig, wie an einem Ape-Hanger und das bei (m)einer Größe von 1,90m. Das heißt in der Praxis: erstens ist der Lenker fürs stehende Fahren ausgelegt und zweitens müsste der - selbst für mich - umgebaut werden (auf das Maß der normalen MS) - und das trotz einer höheren Bank, die ich sicher ebenfalls auf dieses Bike montieren würde. Bei meiner GS sitze ich auf 915mm (Track 895mm). Dieses eigentlich schon "feste" Enduro-Stehkonzept bei der Ducati MSE ist insbesondere deshalb schade, weil die Sitzentfernung zum Lenker endlich mal den entscheidenden Tick größer und besser fahrbar ist, als bei der MS (MJ 2015 - Bericht MJ 2016 folgt ja noch!). Aber gut: Die Ducati-Mannen haben keine Kompromisse gemacht: Das ist eben eine Enduro fürs Gelände, dachten sie sich und jeder der mal einen Tag z. B. in Hechlingen war, weiß, dass man mit normaler Lenkerhöhe nicht einmal eine Stunde dauerhaft im Stehen fahren kann. Wobei: Selbst die GSen in Hechlingen haben nur eine Lenkererhöhung von 35mm.


    Der Motor startet, klar, wie auch der der Pani 959, mit diesem typischen rotierenden, leicht verzögerten "Schlepp-Geräusch", bevor er dann kommt und Dir sanft den Body massiert. Hmmm... - Good Vibrations! Nichts mehr zu spüren von dem unrunden Hämmern der alten Ducs aus den 80er und 90er-Jahren und das ist GUT so! Kurze Warmlaufphase und los gehts; so richtig knallen lassen können wir es heute nicht, die Duc und ich, denn die Maschine hat Tachostand 350 km, ist nagelneu und wir behandeln die Vorführer immer so, wie unsere eigenen Schätzchen, Ehrensache! Kurz danach wird klar: Das brauchts auch nicht, denn das Ding geht auch unten rum los, wie die sprichwörtliche Feuerwehr. H-A-M-M-E-R! Direkt im Sport-Mode begonnen (und geblieben) hat man das Gefühl, das volle Drehmoment stünde über den ganzen Drehzahlbereich, ab Leerlaufdrehzahl zur Verfügung. UNFASSBAR, wie dieses Teil nach vorne geht und immer weiter zulegt. Diese Abstimmung ist wirklich mal ein riesen Unterschied zur "normalen" MS (dachte ich da noch; siehe Bemerkung oben: MJ 2015/2016). Zu welchem Bike es aber wirklich ein Unterschied ist - ihr denkt es Euch - ist die GS. Klar, das sind 40 PS Differenz, stimmt, gefühlt ist es das Doppelte. Huuuh, habe jetzt noch `pelle d'oca`. Über den Klang brauchen wir nicht zu reden; man hört sie, die MSE und sie ist deutlich lauter, als die Panigale 959; zumindest bis in die Spitze des mittleren Drehzahlbereichs! Wenn man die Schall-"Dämpfer"-Größe betrachtet, wird evtl. auch klar, warum! ;) Getarnte Doppeltüte in einem (1) Gehäuse, das höchstens die Hälfte an Volumen bietet. Wie war das noch mit EU4? Die Richtlinie hat wohl ein Südeuropäer geschrieben. Unbändig grollend und brüllend stampft der Ducati-Stier durchs Drehzahlband, das Vorderrad - wenn man denn will - immer leicht angehoben. Hu-hu-huuuuu.... - war das geil, Leute! :thumbsup: Dreht man sie aus, hat man dann sicher ganz großes Kino; mit DEM Ding würde mich mal eine Runde auf dem Track interessieren... - oder sagen wir 70 Runden, bis der 30 Liter-Tank leer ist.. 8o ... und man völlig fertig und verstrahlt in die Box groovt! Fahr- und Kurvenverhalten sind untadelig und Ducati-typisch. Ja, auch sie will gedrückt werden, ja, auch sie hält genial jede Linie und - leider - ist oder KANN sie nicht so leichtfüßig sein, wie eine GS und auch eine GSA es eben kann. Was sie auch - trotz der jetzt deutlich mehr auf Drehmoment ausgelegten Motorcharakteristik - nicht kann, ist ohne Konstant-Fahrruckeln zu cruisen und so aus den Ecken feuern, wie die GS! Subjektiv kann sie es schon (siehe oben!), aber de facto fehlen ihr im zweiten Gang in der Kehre dann die entscheidenden nm, um der GS wirklich rund folgen zu können; sprich: in der Kehre wähnt man sich immer zwischen 1. und 2. Gang (muss es also vorher entscheiden!), was immerhin zur MS aus dem MJ2015 ein Fortschritt ist, denn hier musstest Du immer den 1. (mit ungünstigem Lastwechsel) nehmen oder im 2. mit der Kupplung am Schleifpunkt mit 3.500rpm durchscheppern. Die Bremsen der MS sind natürlich auf allerhöchstem Niveau mit perfekter Rückmeldung, Dosierbarkeit, Druckpunkt, etc. Beim scharfen Bremsen taucht die Gabel allerdings mehr ein, als bei der GS; und das trotz ebenso semiaktiven Fahrwerks. Sicher ein Tribut an die konventionelle Gabel, aber nicht kritisch und man gewöhnt sich bestimmt daran; außerdem reden wir ja hier von der ENDURO-Version der MS!


    Was ihr fehlt, ist definitiv ein Schaltautomat! Auch wenn das Getriebe und die Schaltbarkeit auf deutlich (!!) höherem Niveau, als bei der GS liegen, vermisst man es, diese Leistung und dieses Erlebnis durch die einzelnen Schaltstufen zu steppen, yep! Schade, aber der Händler hat selbst erwähnt, dass der SA, der für die Mulit in der Vergangenheit wohl im Zubehör erhältlich war, wegen der schlechten Funktionsweise aus dem Programm genommen wurde bzw. er ihn nicht mehr verbaut. Das verwundert, denn der SA auf der Panigale 959 funktionierte geschmeidiger, direkter und mit besserer Rückmeldung, als der SA der S1000RR, allerdings auch nur in eine Richtung; nach oben.


    Was bleibt? > Bei allen Emotions: Zurück auf der GS spürst Du dann, wie Du in den letzten 2 Jahren diese angeborene Ergonomie, über die sich ein 500-köpfiges Team aus Ingenieuren, Produkt-Designern und sonst wem seit 20 Jahren eine Menge Gedanken gemacht und es immer wieder verbessert hat, schätzen gelernt hast. Alles am richtigen Platz, als wäre es immer so gewesen, nichts kneift, sie fährt sich, wie ein sehr potentes Fahrrad und wiegt doch das gleiche, wie die Duc, kommt aggressiv von unten, ballert durch die Mitte und kann doch entspannt laufen. Ganz oben raus fehlt ihr - eher auf der Geraden - zuweilen der Ober-Punch, klar, aber wann braucht man den? Hierfür könnte man sich auch eine Panigale zur GS in die Garage stellen... ;) ... könnte man... - aber auf Reisen hat man die Panigale dann nicht dabei...


    Zwei Bikes der gleichen Gattung, wie sie doch unterschiedlicher nicht sein können.


    Die eine klar, vernünftig, emotional-kopforientiert, immer berechenbar und doch stark genug, überall mitzuspielen; die andere sinnlich, regelrecht heißblütig, mit viel Bauchgefühl, die Dich - trotz ihres kantigen Wesens - gefangen nimmt, fordert und irgendwie immer etwas mit Dir vorhat.


    Man müsste lügen, wenn so ein Flirt nicht auch Spuren hinterlässt - wer weiß, wohin sie führen...



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  • Ihr solltet mal so etwas in Betracht ziehen ;) Es gibt nichts emotionaleres als nen V4

    Die Tuono wird es nachträglich wohl auch noch in meine diesjährige Proberunde schaffen. 8)


    Das mit dem V2 würde ich nicht nur auf Milwaukee beziehen. ;) Grundsätzlich kann ich einen V Motor aber mittlerweile wirklich sehr viel abgewinnen. :thumbup:


  • Die Tuono hab ich neulich leider verkauft ;(

    Schäme dich... :D Ach Quatsch. Die beiden US-Bikes kommen gut rüber und sind auch schon unterschiedlich genug. :thumbup: Wie lässt sich die Fette im Vordergrund denn fahren? :)


    Wünschte mir ich hätte nur jetzt genug Budget für ein Bike. ;( Ab und zu überlege ich sogar keine Probefahrten mehr zu machen in der Hoffnung, dass die Sehnsucht weniger wird.

  • Oh jeh... - das mit dem Verkauf klingt aber schon ein wenig schwermütig! Ich hatte 2004 mal `ne Tuono Probe gefahren, dann aber die Speed Triple gekauft. Die Tuono habe ich als ziiiemlich "giftig" in Erinnerung! :)


    Habe gerade meine GS von der AU/HU abgeholt und hatte bei der Abgabe (gestern) NOCHMALS das Tickern aus dem rechten Zylinderkopf moniert. Nachdem es vorher immer hieß, das es der Dekompressionsmechanismus und ungefährlich sei, habe ich jetzt plötzlich evtl. doch einen PUMA-Fall, der nicht ganz ohne ist; und das 3 Wochen vor Garantieablauf! Jetzt aber hurtig!!! :huh:


    Das ist meine vierte BMW und 3 hatten größere Fehler... - nicht gut, nicht gut...