An alle Motorradfahrer

  • Überraschung… :D


    In leiser Stille habe ich noch ein nettes Spielzeug getestet. Ist auch schon eine Weile her, aber bin irgendwie nicht zum schreiben gekommen. Nachdem mir die R1200R doch ein bisschen zu „tourig“ war (der ein oder anderen wird sich noch daran erinnern), wollte ich mal das sportlich Ende der BMW Nakedbike-Palette ausprobieren. Und was soll ich sagen. Auf „normale“ Reihenvierzylinder können Spaß machen. ;) Sogar bei nicht optimalen Witterungsbedingungen. :whistling:


    Aber der Reihe nach.


    Optik:
    Was lässt sich zur S1000R sagen. Sportlich-Aggressiv wären wohl die besten Worte für die Optik des Nakedablegers der DoppelR. Das Heck ist schön schmal und Spitz, die Seitenansicht meiner Meinung nach Formschön mit ein paar Verkleidungsteilen veredelt (die zwei Kiemen dürfen da natürlich nicht fehlen). Die Front… Ja, da scheiden sich dann doch wieder die Geister. Die Maske ist etwas überzeichnet (das wohl meist verwendete Wort bei den Power-Nakeds) mit den beiden asymmetrischen Scheinwerfern.


    Zur Probe hatte ich sie in Schwarz, wahrscheinlich die gefälligste Farbe für das Sportsbike. Im Showroom war noch eine weiße Neue und eine rote Gebrauchte. Beide Farben würden bei mir (als bekennender Nicht-Schwarz-Fahrer) den Vorzug vor der dunklen bekommen. Weiß würde wohl gewinnen. Passt einfach gut zur Bimmer und mit ein paar schwarzen Accessoires ist die BMW in meinen Augen eine der schöneren Maschinen auf dem Markt. Sportlich-Filigran mit einem guten Maß an Aggressivität.


    Da ja mittlerweile auch auf der INTERMOT die neue R vorgestellt wurde kann man hier mal einen kurzen Vergleich ziehen. Auf den Bildern wirkt die neue doch viel „nackter“, ich finde es nur schade, dass die Kiemen weg gefallen sind. An sich sieht die neue aber NOCH handlicher aus als die „alte“. Da freu ich mich auf jeden Fall auf den Direktvergleich im Showroom. :D


    Sitzgefühl:
    Also aufsitzen auf die Kleine mit dem starken Motor. Der erste Eindruck ist erstaunlich handlich. Für eine 1000er wirklich klein, ohne für mich (185 cm) aber „zu klein“ zu sein. Die Sitzposition ist dabei auf jeden Fall sportlich. Man sitzt sehr vorderradorientiert etwas über den Tank gespannt. Vielleicht sogar etwas mehr. Im Stand und auch beim langsamen Fahren merkt man es auf jeden Fall schon in den Handgelenken. Der Kniewinkel unterstützt das sportliche Gefühl, denn der fällt schon etwas spitzer aus. Nicht zu schlimm, aber eine ein bisschen höhere Sitzbank könnte die gebürtige Berlinerin auf jeden Fall vertragen.


    An sich besticht die BMW aber mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Knie und Hüftwinke (das hatte ich in der Vergangenheit schon anders erlebt). Die Sitzbank ist dabei sicher nicht die bequemste, was sie als Sportlerin auch gar nicht will, aber selbst für etwas längere Touren dürfte es hier kein Problem geben. 2h waren auf jeden Fall GAR kein Problem. Wenn ich da an die vergleichsweise negativen Erfahrungen von der Speedy denke, dann haben die Bajuwaren schon gut hin bekommen. Für Mehrtagestouren sollte man aber hier vielleicht noch ein bisschen Unterpolstern, was ja super mit der etwas höheren Sitzposition von vorhin vereinbar wäre. ;)


    Motor und Mapping:
    Jetzt kommt der große Moment. Nachdem ich dem „normalen“ Reihenvierer ja eigentlich abgeschworen habe, war die S1000R der erste Versuch zu erleben, was man aus solch einem Aggregat nun doch raus holen kann. Dafür sind die Blau-Weißen ja doch gespannt. Der erste Eindruck könnte besser sein, was jedoch nur für den Sound gilt. Das kalte Moped wirkt etwas blechern und schon im Stand leicht schreiend sobald man den Gashahn nur ein bisschen aufzieht.


    Aber selbst ersten vorsichtigen Meter (war eher bescheidenes Wetter für eine Probefahrt mit so einem Geschoss) zeigten jedoch, dass das Herz der S1000 scheinbar viel potenzial hat. Schönes ansprechen, Ruckelfrei und gut dosierbar gibt sich die sportliche. Dabei zeigt sie sogar bei vorsichtiger Gasbetätigung einen schönen Ansatz von Punch aus dem Drehzahlkeller. Aber aufgrund der Kraft und des Wetters blieb ich erst einmal bei der vorsichtigen Fahrweise und begann meine Runde wie immer bei BMW mit einer kurzen Autobahnetappe (erst einmal Stadtautobahn mit StVO = 80 km/h) zum dran gewöhnen. Auch hier habe ich erst einmal einen nicht ganz positiven Eindruck bekommen. Denn bei Konstantfahrt im mittleren Drehzahlbereich schrie der 4-Zylinder doch recht stark. Zu viel auf jeden Fall um ansatzweise tourentauglich zu sein, zumindest für Autobahnetappen.


    Aber auch das Ende der 80 km/h war abzusehen und ich habe den warmen Motor auf der Bahn mal ein bisschen hoch drehen lassen. Und da kamen schon die positiven Aspekte zum Vorschein. Eine unglaublich gleichmäßige Kraftentfaltung ohne dabei Langeweile auszustrahlen. Spätestes über 7.000 rpm war der Schub so stark, dass man nicht das Gefühl hat jemals mehr haben zu müssen. Das interessante war, dass auch hier der Hahn in den unteren Gängen bei weitem nicht voll aufgedreht werden konnte (also von mir) aber das Aggregat trotzdem viel mehr Souveränität und Freude versprühte als eine Woche vorher der V2 in der KTM Super Duke R.


    Auf den Landstraßenetappen konnte die BMW dann ihren ganzen Glanz entfalten. Sicher gibt es Bikes die im unteren Drehzahlbereich mehr kraft haben. Aber wirklich schwach ist der Reihen-1000er hier nun wirklich auch nicht. Wenn man ein Bike wie die S1000R fährt, dann weiß man aber, dass man hier viel über Drehzahl machen muss. Dabei muss man es jedoch bei weitem nicht so übertreiben, wie bei anderen äquivalenten Motoren (z.B. Kawasaki Z1000SX). Der Mittlere Drehzahlbereich ist völlig ausreichen. Solange man die Maschine über 6.000 rpm hält geht das Grinsen auf dem Gesicht nicht mehr weg. Auch der Schaltassistent macht hier eine gute Figur, wobei er so richtig sanft erst ab 8.000 rpm zu werke geht und in der 2016er Version noch nicht in der Pro-Variante (also ohne Blipperfunktion) verfügbar ist. Aber um ehrlich zu sein fand ich das gar nicht so schlimm.


    Das Mapping macht auf mich persönlich bei der S1000R eine bessere Figur als auf der nackten Konzernschwester der R1200R. Aus gegebenen Anlass hatte ich hier auch ein paar Kilometer den Rain-Modus drin. Selbst in diesem geht das Triebwerk kräftig und sportlich zu Werke. Für die Probefahrt habe ich mich die meiste Zeit im Road-Modus befunden, der hier eine schöne ausgewogene Kraftentfaltung hatte. Dies ist ein eideutiger Unterschied zur R1200R, bei dem mir im Road-Modus eindeutig etwas gefehlt hatte. Der Dynamik-Modus ist dann noch einen Zacken schärfer, wobei der Unterschied nicht übermäßig groß ausfällt. Aber das wäre wohl genau das Quentchen, wenn man es mal wissen will oder eben für den ein oder anderen Trackday. :evil:


    Fahrwerk und Bremsen:
    Wie ihr alle wisst bin ich Wiedereinsteiger und treibe das Fahrwerk bei weitem nicht an die Grenzen. Wie schon das ein oder andere Mal in diesem Thread erwähnt kam noch ein anderer Faktor bei dieser Probefahrt hinzu. Das Wetter! Die ganze Nacht hatte es geregnet und die Straßen waren sehr feucht. Immer wieder, wenn es langsam zu trocknen begann, kam ein kleiner Regen. Die letzten 10 Minuten habe ich sogar noch einmal einen richtigen Schauer abbekommen. Da ich über 10 Jahre nicht mehr im Regen gefahren bin, könnt ihr euch vorstellen, dass das Thema Fahrwerk für mich hier noch schlechter einzuschätzen ist, da ich einfach sehr sehr früh an meine persönlichen (psychischen) Grenzen gekommen bin.


    Was ich jedoch sagen kann… Wow! Die S1000R hat mich fahrwerkstechnisch trotzt der widrigen Bedingungen begeistert. Nicht im Grenzbereich, sondern in jeder anderen Lebenslage. Ich hatte nach 50 Meter mehr vertrauen in das Bike als mit der R1200R nach den gesamten 2h. Auch wenn das nichts mit dem Bike an sich zu tun hat, so möchte ich kurz noch die Reifen erwähnen. Auch in die hatte ich sofort viel Vertrauen. Bisher war der Rosso III der Reifen, den ich bei kühleren Temperaturen am meisten zugetraut habe. Den Battlax S21 sollte sich jeder sportlich ambitionierte Fahrer einmal anschauen. :thumbup:


    Ansonsten hat mir das Fahrwerk der Bimmer in jeder Lebenslage sehr gut gefahren. Schon in der normalen Einstellung (ESA war natürlich an Bord) war es eine schöne Mischung aus sportlich und bequem. Analog zu den Modes hatte ich das Gefühl, dass die Abstufungen des ESA im Gegensatz zur R1200 bei der S1000 subjektiv kleiner Ausfallen. Das finde ich jedoch eigentlich nicht negativ. Selbst in der weicheren Einstellung bringt die S1000R noch das Quäntchen Sportlichkeit mit sich, welches zu so einem Bike gehört. Auch hier ist die harte Einstellung dann eher was für die gewissen Momente. ;) Für den Every-Day-Driver sind die Komponenten am Werk sicher völlig ausreichend für jede Lebenslage. Von Regenfahrten (QED) bis hin zu den gelegentlichen Besuchen auf der Strecke. Alles in allem möchte ich aber noch einmal betonen, dass sich die S1000 jedoch immer am sportlichen Ende der Skala befindet.


    Zu den Bremsen brauche ich ja nicht viele Worte zu verliere. BMW! Harter erster Punch und über jeden Zweifel erhaben. Ich muss sagen, dass ich die BMW Bremsen echt genial finde genau so wie sie sind. 8)


    Allroundfähigkeiten:
    Da sind wir wieder bei dem Punkt. Wie viel Allroundfähigkeiten hat ein so sportliche Bike. Die Frage sollte wohl eher heißen: Wie viel davon BRAUCHT so ein sportliches Bike?


    Sozius? Vorhanden und für kurze Fahrten sicher auch ausreichend. Besser als z.B. bei der Tuono. Schlechter als bei anderen Bikes, die gar nicht so sportlich sein wollen wie die Bimmer.
    Gepäckmöglichkeiten? Überschaubar! Tankrucksack und Rollo auf dem Sozius geht immer. Nicht mehr und auch nicht weniger. Für kurze Wochenendetouren alleine vollkommen ausreichend. Für Mehrtagestouren mit Sozius einfach das falsche Moped.
    Sitzposition: Wie das ganze Bike sportlich. Wer es mag kann so auch mehr Kilometer runter reißen. Alle andere werden nach 200 km absteigen und sagen: „reicht“! ich könnte mir auch Mehrtagestouren mit der Bajuwarin vorstellen, wenn man ein bisschen aufpolstert und nicht zu viel Schrittverkehr hat, bei dem die Handgelenke eben doch sehr stark beansprucht werden.
    Geräuschentwicklung? Man muss es möglich. Sportlich laut. Dabei jedoch nicht zu schreiend und dadurch noch im möglichen.


    Lange Rede kurzer Sinn. Die BMW S1000R ist etwas fürs Wochenende. Wer einen Allrounder sucht muss sich ein anderes Bike zulegen. Die, die ab und an mal etwas längeres vorhaben und dabei allein unterwegs sind, sollten die sportlich R aber auch nicht gleich abschreiben und mal einen Blick riskieren.


    Fazit:
    So, wo steht die sportliche Bimmer nun aber jetzt im Vergleich. Den besten Vergleich kann man wohl zu einer ähnlich sportlichen Interpretation eines Naked Bikes. Also wo steht die S1000R im Vergleich zur Tuono 1100 RR. Auf einer ziemlich ähnlichen Ebene! Es sind nur Nuancen zwischen den beiden Maschinen. Als eine Fahrmaschine schätze ich die Tuono etwas höher ein. Das Fahrwerk und die gesamte Auslegung, vor allem mit der sehr vorderradorientierten Sitzposition ist einfach noch ein bisschen sportlicher und lässt noch mehr zu. Wer also regelmäßig auf die Rennstrecke will oder auf der Landstraße einen richtig schwarzen Strich in den Bergen ziehen will, sollte hier wohl eher zur Aprilia greifen. Die Bremsen sind bei der BMW (aber wie gesagt nur MINIMAL) besser, was mir ziemlich zugesagt hat.


    In den Allroundfähigkeiten nehmen sich beide Bikes nicht viel. Da könnte man der BMW wegen der nicht ganz so nach vorne gestreckten Sitzposition etwas vorne sehen. Beim Sozius, den Gepäckmöglichkeiten und der Sitzbank ist hier überall so ziemlicher Gleichstand.


    Was mich bei der S1000R besonders überrascht hat war, dass ein Reihenvierzylinder richtig Laune machen kann. Ja, die BMW ist sogar richtig Emotional. Viel der Emotion kommt über das sportliche Fahrverhalten, aber auch der Motor hat einen Sound, der bei entsprechender Fahrweise auch ein entsprechendes Gefühl aus der Bauchgegend kommt. Dennoch ist der V4 natürlich eine Wucht und so geht der Punkt (ebenfalls wieder recht knapp) an die Tuono.


    Warum ich die BMW der Aprilia vielleicht sogar doch den Vorzug geben würde liegt dann jedoch an ziemlich rationalen Gründen. Beim Händler wurde mir eine neukonfigurierte S1000R mit allem (außer Alarmanlage), inkl. Überführung und Zulassung für 15k € angeboten. 8o Das so ein geniales Bike im Vergleich so günstig sein kann war echt überraschend für mich. Auch der Werterhalt ist bei der BMW um einiges besser. Auch der Unterhalt ist bei der Bimmer besser. Während Versicherung und Steuer sich so ziemlich die Waage halten, gönnt sich der R4 der S1000R bei vergleichsweiser Fahrweise gut 1-2 l/100km weniger Brennstoff als der V4 der Tuono. Die rationellen Vorteile der „sachlichen“ Deutschen könnten es in der Summe so tatsächlich schaffen die minimalen emotionalen Pluspunkte der Italienerin auszugleichen.


    Das die S1000R in meinem persönlichen Ranking die geliebte Monster nicht verdrängen kann ist den meisten hier wohl klar. Stand jetzt teilt sich der Renner aus Bayern jedoch einen guten Platz 2 mit dem sportlich genialen Motorrad aus dem Hause Aprilia. :thumbup:


    PS: Bilder folgen später. ;)

  • Hey, toller und sehr ausführlicher Bericht!


    Dem kann ich zu 100% zustimmen... - habe die S1000R Probe gefahren, als sie 2015 gerade vorgestellt war und meine aktuelle GS zur ersten Inspektion beim :) stand. 1/2 Stunde reichte mir auf dem Feuerzeug.


    Die Performance ist sicher über jeden Zweifel erhaben und sie sieht nicht nur aus, wie eine gestrippte "RR", sondern fährt sich auch so! Interessanter Weise finde ich die Sitz- und Liegeposition unbequemer und unergonomischer, als auf der "RR"; und das bei meinen 1,90m.


    Das sie die Monster nicht verdrängen kann, ist nur konsequent für Dich und Deine Duc-Liebe; aber ganz ehrlich: ich würde auch die Monster nehmen! :thumbsup:


    Was mich an dem Teil am meisten gestört hat, war dieser hohe und "schrille" Leerlauf... :S Irgendwie, wie ein heißgemachter Rasenmäher... :P


  • Was mich an dem Teil am meisten gestört hat, war dieser hohe und "schrille" Leerlauf... :S Irgendwie, wie ein heißgemachter Rasenmäher... :P

    Neben dem Leerlauf würde ich auch den Sound bis ca. 3000/4000 rpm in den "gleichen" Topf werfen. :D


    Das kommt halt von dem Motorkonzept. Der Sound wird erst gut, wenn man die Maschine sportlich bewegt. 8)


    Den Vergleich zur Sitzposition der RR kann ich leider nicht ziehen... Aber man muss ja noch Ziele für 2017 haben. :whistling:

  • Shoei hat auf der INTERMOT einen neuen Helm vorgestellt.


    Der RYD:
    [Blockierte Grafik: http://www.shoei-europe.com/ryd/img/portfolio/02.jpg]
    Quelle: www.shoei-europe.com


    DD Verschluss, Interessantes Design UND das gleiche Visirsystem wie die NXR.


    2017 wohl nur in Unifarben erhältlich, aber dafür wird er angeblich preislich etwas unter den NXR platziert. 8)


    Ich sehe schon, ich muss einem Shoei Händler in Zukunft mal einen Besuch abstatten. :D

  • Nach 8 (!) Wochen Standzeit ohne Start... - springt die GS LC immer noch an, als hättest Du sie gerade gestern in die Garage gestellt.


    Momentan reißts mich nicht auf den Bock; bin irgendwie traurig, dass meine geliebten Alpen so weit weg liegen... - daher:


    Kleine Batterieladetour durchs Münsterland! ;) (incl. "Tanken"!)



    IMG_1954.jpgIMG_1956.jpgIMG_1959.jpgIMG_1960.jpg

  • Wow bei dem Wetter wäre ich auch noch ne Runde gefahren.


    Bei mir wird es dieses Jahr nix mehr mit einer Tour.


    Werde wohl im November oder Zulassung zur Tanke rollen um sie nochmal voll zu machen und dann wird die Z frisch geputzt bis nächstes Jahr zugedeckt in der Garage verbringen.