Und jetzt probiere ich mich am Teil III.
Da ich letztens irgendwann für meine sehr sachlichen Berichte gelobt wurde, möchte ich mich an dieser Stelle vorab entschuldigen. Dieses wird keiner! Auch einen vollständigen Vergleich mit meinem bisherigen Favoriten der R1200RS wird es nicht geben, auch wenn ich sicher ab und an darauf zurück kommen werde.
so, jetzt aber mal los. Probieren wir Gefühle in Worte zu fassen.
Wie schon vorab verraten geht es im Teil III um die Ducati Monster 1200.
Ein Bike, dass ich den meisten wohl nicht noch einmal vorstellen muss, denn die Monster ist seit den frühen 90er Jahren mit Ihrem L-Twin einer der Vorzeigeschilder der Marke aus Borgo Panigale. Die aktuelle große Vertreterin, die immerhin seit 2014 hat wie der Name schon sagt (fast) 1200 ccm Hubraum und holt aus diesem eine Leistung von 135 PS und knapp unter 120 NM Drehmoment. Aber Zahlen werden hier schnell zu Schall und Rauch...
Angefangen hat alles mit den Erzählungen von @Arnoldo, aus dessen Berichte der Panikale eine tiefgründige emotionale Bindung zu den roten zu lesen war. Da ich somit schon sehr früh mit den beiden Kawasaki fertig war habe ich mir auf dem Rückweg nach Hause den örtlichen Ducatihändler (Fehler Nummer 1) und das ihm direkt benachbarten Motorradbekleidungsgeschäft (zwecks Heimtrage) noch einmal abklappern.
Kaum im Geschäft sah ich die Panigale, die mich an diesem Tag aber irgendwie kalt lies. Wie angezogen ging ich auf die Monsterecke zu und war sofort sehr angetan (hatte sie so schön nicht mehr in Erinnerung gehabt). Schnell war auch ein Verkäufer nicht weit, der mir sehr freundlich und dezent alles über die Monster erzählte. Die Sitzprobe viel wieder positiver aus als auf der BMT) und dann fiel der Satz, mit dem ich nicht gerechnet hatte: An alle Motorradfahrer
Also kurz mit meiner Frau telefoniert und zugesagt (Fehler Nummer 2). Nach kurzem Papierkram hat der Verkäufer dann die Maschine raus geschoben während ich wieder in die Lederkombi (die mit Blau-Weiß so gar nicht passen wollte) schlüpfte. Nach der Einweisung verschwand der Verkäufer aber auch wieder und lies mich mit dem Schmuckstück alleine. Also rauf auf die Rote, Zündung an und Startknopf gedrückt (der wohl letzte von 3 Fehlern). WOW... Gleich mal geplättet gewesen von dem, was mir da an Geräusch entgegen kam. Bassig, Brummig, GEIL!!!
Also ganz vorsichtig auf die Straße und los ging es. Wie schon von @Arnoldo geschrieben, ist die Sitzposition auf einer Ducati irgendwie "anders". Der sprichwörtliche Maßanzug, der mir mit meinen 185 cm subjektiv perfekt passt. Sie Sitzposition war wirklich perfekt. Nicht zu sportlich-gestreckt, nicht zu auf recht. Alles war dort wo es sein musste. Auch die Füße und Beine finden genug Platz, auch wenn die (geschützte) AGA ab und an den Kontakt zu der rechten Ferse aufgenommen hat (Schuhgröße 45). Auch vom Ansprechverhalten von Gas und Kupplung fühlte ich mich nach sehr kurzer Eingewöhnungszeit (die so ein Zweizylinder wohl braucht) schnell zurecht. Das Gas spricht (Einstellung Mid) schön spontan, dabei aber nicht zu aggressiv an. Macht schon einmal richtig Spaß… Und da fällt mir der erste Unterschied auf. Während ich bei den Kawas schon so ein bisschen am Hahn drehen musste, damit mir ein freudiges Grinsen über das Gesicht strahlte. So hat die Monster das von der ersten Sekunde an sogar bei 30-50 km/h geschafft. Aber da war ich aufgrund der Eingewöhnung und des Einfahrens auch noch vorsichtiger.
Als ich dann die Stadt (fast) hinter mir gelassen habe probierte ich mal die anderen Modes. Erst den Urban-Mode. Im Urban-Mode wird die Leistung auf ca. 100 PS runter geregelt und die Gasannahme angepasst. Erstaunlich, wie leicht die Italienerin sich plötzlich bewegen lässt. Die sehr sanfte Gasannahme macht es fast zu einem Einsteigerbike. Um ehrlich zu sein war ich aber maximal 500 m in diesem Modus. Dann es auch schon in den Sport-Mode… Vorweg: Ich habe ihn nicht mehr verlassen.
Der Sportmodus hat mir letztendlich das Herz erobert. Eine extrem spontane Gasannahme, jedoch dennoch beherrschbar. Die 135 Pferde führen sich plötzlich an wie 150 und unterm Helm war ich nur noch am schreien vor Freude. Als ich dann die Stadtgrenze überschritten hatte und ein paar Kurven hatte… Wow… Das Ding macht echt immer Spaß. Egal welche Geschwindigkeit, egal welche Kurven… Spaß Spaß Spaß!!!
Um ehrlich zu sein kann ich an der Stelle auch ganz wenig zu den sonst so sachlich vorgetragenen Dingen erläutern, da ich vor lauter Fahrspaß vergessen habe auf Kleinigkeiten zu achten. Ich probier trotzdem ein paar Dinge kurz anzusprechen. Die Bremsen. Schienen gut zu sein. Habe nie eine richtig herzhafte Verzögerung hingelegt. Sie waren nicht so bissig wie bei BMW, aber besser als bei Kawasaki. Das Fahrwerk… Vollkommen ausreichend für die meisten Fahrer und Gelegenheiten im Alltag. War ja die normale 1200er und dafür war das Fahrwerk echt gut. Sicher nicht zu sportlich, aber auf keinen Fall zu lasch. Die Kurven die sich hatte hat die Diva wie ein ganz große genommen… Ob ich irgendwann an die Grenzen dieses Bikes kommen würde, weiß ich nicht. Aber es würde auf jeden Fall einige Zeit dauern. Bei der Probefahrt hat mich die ruhige, zielsichere Kurvendurchfahrt durch die unterschiedlichsten Radien auf jeden Fall überzeugt.
Und da ist das Wort gefallen, dass man für die Ducatis benutzt. DIVA! Ein Wort, über das die Fans der klassischen roten Modelle heutzutage wohl nur lachen würden. Zum einen sind die Wartungskosten bei weitem nicht mehr da, wo sie früher waren. Die Motoren viel ausgereifter und Pflegeleichter. Inspektion alle 15k und Ventilspiel alle 30k ist eigentlich lächerlich. Das trauen sich andere Hersteller manchmal nicht. Des weiteren ist das Fahrverhalten mittlerweile auch alles andere als Divenhaft. Ich bin mir sicher die kleine Monster könnte man (wahrscheinlich auch dank der super Elektronik) fast als (Wieder-)Einsteigerbike bezeichnen.
Warum ich dennoch das Wort benutzt habe liegt einfach daran, dass nicht alles Gold ist was glänzt. Denn auch die aktuelle Monster hat ein paar Kleinigkeiten, wodurch sich ein „BMW verwöhnter“ Fahrer ein süffisantes Lächeln wohl ab und an nicht verkneifen könnte. Allem voran ist hier das Getriebe zu nennen. Negativ könnte man das Wort „hakelig“ gebrauchen. Gerade das einlegen von Neutral war beim Vorführer eher ein Glücksspiel. Der Verkäufer hat das auf die relativ wenigen Kilometer geschoben. Kann ich jetzt natürlich nicht beurteilen, ob das stimmt, aber das lasse ich mal so stehen. Ein bisschen positiver ausgedrückt könnte man aber auch sagen, dass das 6-Gang-Getriebe einfach mit Nachdruck bedient werden will. Halbherziges betätigen kann schon einmal dazu führen, dass der Gang nicht rein geht und die Maschine in einer Art Leerlauf landet (mir in 45 Minuten drei mal passiert). Das interessante dabei. Irgendwie nimmt man das der Kleinen nicht übel. Denn es gehört zum Charakter und wenn man dann eben beherzt in den Schalthebel tritt, dann quittiert die feurige Italienerin das erreichte Ziel mit einem lauten, den Körper durchströmenden Geräusch, bei dem das sehr schnell von Pawlow konditionierte Gehirn versteht, nur noch auskuppeln, am Gashahn drehen und ZOOOOOOOOM…
Ein zweiter Negativpunkt ist das LCD Display, dass bei einigen Lichtsituationen dann doch etwas schwer ablesbar ist (wobei ich fast positiv überrascht war). Dafür ist es gerade im Tunnel (und somit wohl auch bei „normaler“ Dunkelheit) echt genial. Dazu ist das über die Modes angepasste Layout auch recht gut durchdacht. Während im Urabanmode der Drehzahlmesser raus fliegt und neben der großen Geschwindigkeitsanzeige zahlreiche andere Dinge wie Uhrzeit, Kilometer und co. im Mittelpunkt stehen, besteht der Sportmode nur noch aus Drehzahl und kleiner Geschwindigkeit. Nichts was ablenken könnte, trübt das Blickfeld und man hat ja sowieso das Gefühl, dass man die Anzeige gar nicht braucht. Der Touringmode ist dann ein guter Mittelweg und bietet auf längeren Strecken sicher die meisten mehr oder weniger notwendigen Informationen.
Neben den Negativpunkte lebt die Rote aber auf jeden Fall von den Emotionen. Bei einem sachlichen Vergleich würde sie auf jeden Fall (wenn auch nicht ganz so weit) hinter den wohl durchdachten Bayuwaren landen. Auch in eine objektiv von mir geführten Notenliste ist dies er Fall (und das obwohl ich für die Monster extra die Note 1+ eingeführt habe). Aber die RS zieht aufgrund von durchgehend guten Noten an der Dic vorbei. Die Frage die man sich stellt ist, was ist der Unterschied zwischen Emotion 1 und 1+??? Genau dieser Unterschied kann offensichtlich viele andere Punkte vergessen machen.
Letztendlich bleibt es jedem überlassen was er möchte. Um den Unterscheid bei mir in Worte zu fassen gibt es da einen guten Anhaltspunkt. Die BMW hat mich überzeugt. Aber als absoluter Kopfmensch hätte ich mir ein paar Tage Bedenkzeit (und wahrscheinlich noch ein paar Probefahrten) genommen. Nachdem ich mit der Monster zurück war hätte ich jeden Vertrag sofort unterschrieben, wenn ich das Geld hätte.
Leider habe ich das Geld nicht und so hat mir der letzte Samstag jedoch eines wieder in den Kopf zurück gerufen. Motorradfahren ist etwas unglaublich emotionales und ein Motorrad muss den Fahrer auf einer emotionalen Ebene erreichen, damit die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der Garage versauert kleiner wird. Und wenn ich ein Gesamtresumee ziehen möchte, dann kann ich jetzt wohl mit fug und recht behaupten: Mein nächstes Motorrad wird vielleicht keine Monster 1200 aber ein Reihenvierzylinder wird es auf keinen Fall. Und irgendwann wird vielleicht auch ein Monster 12000 bei mir sein…