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Der AMS Moove Newsletter:
Alles anzeigenSchluss mit der Wasserstoff-im-Auto-Illusion!
Sie fremdeln mit batterieelektrischen Autos? Das ist legitim. Deshalb auf Wasserstoff-Autos zu warten, nicht. Findet Digital-Chefredakteur Jochen Knecht.
Der Abschied vom Verbrennungsmotor kommt in Sicht. Egal wie konservativ die einzelnen Autohersteller auch planen – irgendwann ab dem Jahr 2030 werden sich die meisten Autobauer von Verbrennungs-Kraftmaschinen verabschieden. An ihre Stelle werden batterieelektrische Antriebe treten. Dieser Umbau der Automobilindustrie ist Stand heute nicht mehr aufzuhalten. Und zwar global.
Der Wandel ist global
Sich mit diesem Wandel schwer zu tun, ist absolut legitim. Was ist mit den im Vergleich zu Verbrennern geringeren Reichweiten der Elektroautos? Wie umweltschädlich ist die Produktion der schweren Akkus? Wie kompliziert ist das Laden an den (viel zu wenigen) Ladesäulen? Wer mit Verbrennern sozialisiert wurde, hat jedes Recht, dem Wandel der Mobilität skeptisch gegenüber zu stehen. Das Problem: Das wird den Wandel nicht aufhalten. Weil der Wechsel zu batterieelektrischen Antrieben eben kein lokalgrünes Herzensprojekt ist, sondern globale Wurzeln hat. China, die USA und perspektivisch auch Indien drehen den Verbrennern über entsprechende Emissionsgesetzte den Kragen ab.
Wasserstoff spielt als Antrieb für PKW in keinem dieser Märkte eine Rolle. Auch nicht in China. Und dafür gibt es auch gute Gründe. So ist Wasserstoff schlicht zu teuer. Er muss (meistens per Elektrolyse) produziert werden. Für diese Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff braucht es elektrischen Strom. Anschließend muss der hochflüchtige Wasserstoff entweder extrem gekühlt, oder extrem komprimiert werden, um zum Beispiel in einer Brennstoffzelle im Auto zu Einsatz zu kommen. Dort läuft dann die Elektrolyse rückwärts, sprich: Der Wasserstoff reagiert mit Sauerstoff und gibt die gespeicherte Energie frei, mit der ein Elektromotor (und meist ein Batterie-Pufferspeicher) versorgt werden kann. Übrig bleibt reines Wasser.
Nachhaltigkeit: Verbrenner verbrauchen mehr Rohstoffe als E-Autos
Klingt verlockend, ist aber vor allem im Vergleich zu batterieelektrischen Fahrzeugen eine ziemliche Energieverschwendung. Elektrolyse und Speicherung verbrauchen extrem viel Energie, ohne dass ein Wasserstoff-Auto auch nur einen Meter weit gefahren ist. Der Gesamt-Wirkungsgrad eines Wasserstoff-Fahrzeugs liegt, im schlimmsten Fall bei gerade einmal 30%. Sprich: Von 100 kW Ökostrom kommen lediglich 30 kW beim Antrieb an. Ein batterieelektrisches Fahrzeug kommt mindestens auf 76%.
Entkräftigt der Wirkungsgrad die Frage, ob wir in Deutschland, bzw. Europa überhaupt genügend Strom für eine Flut von neuen Elektroautos haben? Nein. Aber mal angenommen, wir haben nicht genug Energie für ein paar Millionen Elektroautos, dann sieht es für die entsprechenden Wasserstoff-PKW noch viel übler aus. Weil wir eben mindestens doppelt so viel Energie bräuchten, um den Wasserstoff zu produzieren.
So oder so: Wir brauchen mehr grünen Strom
Nächstes Problem in der Gleichung: Ökostrom. 2021 wird der Strom in Deutschland zu rund 50% aus erneuerbaren Quellen stammen. Der Rest: "Graustrom”, der bei der Produktion erhebliche Mengen an CO2 freisetzt. Der ist natürlich auch für batterieelektrische Fahrzeuge ein Problem. Die brauchen aber eben deutlich weniger davon. Also brauchen wir mehr Ökostrom im System. Der könnte aus Sonne, Wind oder Wasserkraft kommen. Aber: Der Ausbau der dazu nötigen Solar- oder Windkraftanlagen lahmt in Deutschland, weil es eben auch in der Politik nicht nur Fans solcher Projekte gibt.
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... Es folgen noch weitere Themen wie:
- Dossier: Die Wahrheit über die Brennstoffzelle
- "Grüner" Wasserstoff aus Braunkohle?
- Großprojekt: SVOLT baut kobaltfreie Batterien in Deutschland
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