zum ersten:
der Bedarf an Elektroautos ist weitaus größer als die Verfügbarkeit. Ich bin mir sicher, dass erheblich mehr Neuzulassungen elektrisch wären, wenn die Hersteller denn liefern könnten. Die ganzen alten deutschen langsamen Großkonzerne haben die Nachfrage nach E-Autos ganz dramatisch unterschätzt und können ihre Produktion nicht Ansatzweise so sehr hochfahren, wie sie müssten, um mitzuhalten. Ich bin auch davon überzeugt, dass das deren Untergang sein wird aber schauen wir mal was die Zukunft bringt.
Also auf die Zahlen würde ich aktuell nicht allzu viel geben, weil die nicht den Bedarf widerspiegeln sondern das Angebot.
Zum Zweiten Punkt mit der Ladeinfrastruktur: das ist kompletter Schwachsinn. Es sind 13 Jahre, bis keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden können. D.h. noch locker 23 Jahre, bis überhaupt die Mehrheit der Bestandsflotte vollelektrisch ist. Wenn wir uns nur mal kurz überlegen, was in den letzten 5 Jahren passiert ist. 2017 gab es bis auf die Tesla Supercharger so gut wie keine öffentlichen Lademöglichkeiten. In Städten gab es quasi gar nichts. "Ladeparks" waren damals dezidierte Lademöglichkeiten mit 4 Steckern. An Rasthöfen, Tankstellen und allgemein entlang Autobahnen gab es quasi gar nichts, zum laden musste abgefahren und teils erheblich ins Hinterland gefahren werden.
Dann überlegen wir mal kurz wo wir heute sind. Selbst mit dem erklärten Kurzstreckenauto Mini Cooper SE kann man bequem Langstrecke fahren, ohne die Autobahn (nennenswert) zu verlassen. Immer mehr Tankstellen ersetzen einzelne Tanksäulen mit Ladesäulen und erhöhen sich damit auch noch das Shop-Geschäft. Zumindest in Berlin ist die Ladesäule eigentlich nie mehr als vielleicht 1km entfernt. Inzwischen gibt es hunderte Ladeorte mit tausenden Ladepunkten im ganzen Land verteilt. Wenn man das jetzt nochmal 5 Jahre weiter spinnt, und dann nochmal 5 Jahre sind wir noch nicht mal im Jahr 2035 angekommen, d.h. da dürfen immernoch Verbrenner verkauft werden. Das Argument ist so hanebüchen, dass man daraus einfach nur liest, dass die großen deutschen Hersteller Angst vor der neuen Welt haben, weil sie wissen, dass sie ihren Platz darin verschlafen haben.
Und der letzte Punkt mag zwar faktisch richtig aber dennoch komplett irreführend sein. Wenn man einfach nur die Gemeinden zählt, dann zählt ganz Berlin wahrscheinlich als eine Gemeinde. Wie auch Köln, München, Stuttgart und Konsorten. Die meisten der Gemeinden (nach Anzahl) bestehen vor allem aus Dörfern wo die absolute Mehrheit Grundbesitz hat und damit selbstverständlich einfach zu Hause laden kann. Die erwähnten 60% der Gemeinden ohne Lademöglichkeit haben vermutlich nicht mal 10% der Einwohner Deutschlands auf sich vereint. Und dennoch ist das für die Statistik irrelevant, weil dort fast jeder einfach zu Hause laden kann.
Interessant wäre die Anzahl der Einwohner, die keinen realistischen Zugang zu Ladeinfrastruktur haben. Und die Zahl ist weitaus kleiner als man glaubt. Zumal man mit "smarten" Ladelösungen auch das Problem der Netzkapazität weitestgehend in den Griff bekommt. Die meisten Autos sind nachts über 10h am Stück geparkt, daher würde 1-phasiges Laden dicke ausreichen, um den Akku bis morgens wieder so gut wie voll zu haben. Dann hat so eine 11kW Ladesäule in der Stadt eben 2 oder noch mehr Kabel statt nur 1 und man gibt beim abstellen an, bis wann man den Akku voll haben möchte. Die Säule teilt die verfügbaren 11kW dann eben smart auf die angeschlossenen Autos auf.
Die Lage ist nicht ansatzweise so schlimm, wie die großen deutschen Hersteller uns glauben lassen wollen.